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Guarana (wissenschaftlicher Name: Paullinia cupana) ist eine im Amazonasbecken beheimatet Pflanze. In der westlichen Welt wurde die Pflanze das erste Mal 1669 bekannt, als der jesuitische Missionar Joao Felipe Betendorf die Pflanze in einem Reisebericht beschrieb. Als Heilpflanze wahrgenommen wurde die Pflanze in Europa und den USA bereits im 18. Und 19. Jahrhundert. Vor allem zur Fiebersenkung und Kopfschmerzlinderung wurde die Pflanze konsumiert. Doch plötzlich fand die Pflanze keine Beachtung mehr in der westlichen Welt, bis Sie Ende der 80er Jahre wiederentdeckt wurde und sich heute großer Beliebtheit erfreut. Guarana wird in Europa bis heute noch nicht kultiviert, da die klimatischen Bedingungen es bei uns nicht zulassen.

Die Guaranapflanze

Die Pflanze gehört zu der Familie der Seifenbaumgewächse. Die Pflanzenfamilie, welche 142 Gattungen und 1900 Arten umfasst kommt größtenteils in tropischen Gebieten vor. Zu den Seifenbaumgewächsen gehört auch Ahorn, Rosskastanie und Litschi.

Den Namen Guarana verdankt die Pflanze dem südamerikanischen indigenen Volk der Guarani. Die Guarani sind in ganz Südamerika verbreitet und gelten als Experten im Ackerbau. Schon früh entdeckten Sie die positiven Wirkungen von Guarana und kultivierten die Pflanze. Als die Spanier Kolonien in Südamerika errichteten und von den Guarani auf die Guarana-Pflanze aufmerksam gemacht wurden gaben sie ihr den Namen Guarana. Die indigenen Völker bezeichnen die Pflanze als „Auge des Waldes“, da die reifen Früchte stark an menschliche Augen erinnern.

Pflanzenbeschreibung

Erscheinungsbild der Guarana-Pflanze

Guarana Zeichnung

(A) Zweig der Pflanze mit Blüten und unreifen Früchten. (B) Rispe mit reifen Früchten. (1) männliche Blüte; (2) dieselbe nach einseitiger Entfernung der Blütenhülle; (3) Zwitterblüte; (4) dieselbe nach teilweiser Entfernung der Blütenhülle, von der Seite gesehen; (5) oberes Blumenblatt mit Schuppe, von der Achse aus gesehen; (6) seitliches Blumenblatt mit Schuppe, a) von der Achse, b) vom Rücken aus gesehen; (7) Staubblatt der weiblichen Blüte; (8) Staubblatt der Zwitterblüte, Bauch- und Rückenansichten; (9) Pistill der männlichen Blüte; (10) dasselbe der Zwitterblüte; (11) zweisamige Frucht, a) Querschnitt, b) Längsschnitt; (12) einsamige Frucht, a) Querschnitt, b) Längsschnitt; (13) Samen mit Arillus
Bildquelle: Franz Eugen Köhler

Bis zu 12 Metern hoch kann eine Guarana-Pflanze an ihrem tropischen Naturstandort werden. Wild wächst Guarana als Kletterpflanze und rankt sich an Bäumen empor. Unter Kultivierung wird aus der Pflanze jedoch ein Strauch, welcher ca. 2 Meter hoch und 4 Meter breit wird. Guarana ist eine verholzende Pflanze. Man kann Sie auch als Liane bezeichnen. Die Guarana-Pflanze ist das ganze Jahr über grün.

Die Rinde der Guarana

Die Rinde der Guarana ist bräunlich und trägt in der Jugend eine weiche Behaarung. Ältere Pflanzen werden jedoch kahl. Bei manchen Unterarten der Pflanzen lassen sich Ranken in den Blattachseln ausmachen, die meisten Sorten kommen aber ohne die Ranken aus.

Das Blatt der Guarana

Die Laubblätter der Pflanze werden 20-35 cm lang und sind wechselständig angeordnet. Die Blätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel und die mittlere Hauptachse des Blattes (in der Fachsprache als Blattrhachis bezeichnet) sind am oberen Ende ringförmig, konvex und dazwischen leicht gestreift.

Die Blattspreite enthalten etwa fünf Blattabschnitte, welche 10 bis 20 cm lang und 5-9 cm breit sind. Die oberen Abschnitte sind länglich, während die unteren eiförmig aussehen. Der Blattrand ist kaum sichtbar gezahnt. Das Blatt der Guarana fühlt sich weich und ledrig an und weist keinerlei Behaarung auf. Die kleineren Nebenblätter werden etwa 2-3 Millimeter lang.

Die Blüte der Guarana

Die Guarana-Pflanze ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Die weißlichen Blüten der Guarana hängen in Trauben. Die Blütestandachse besitzt einen Durchmesser von etwa 2 Millimeter. Die primförmig angeordneten Tragblätter erreichen eine Länge von etwa 1,5 Millimeter. Der Blütenstiel weist eine Länge von etwa 4-5 Millimetern auf.

Die kleinen Blüten der Pflanze verfügen über eine doppelte Blütenhülle, was sie vor äußeren Einflüssen besser schützen soll. An jeder Blüte sind fünf Kelchblätter zu erkennen, welche etwa 3mm lang sind. Der Fruchtknoten sitzt unter der Blüte und ist dreikammerig. Der Staubfaden der Pflanze ist leicht behaart und trägt einen kahlen Staubbeutel.

Frucht und Samen der Guarana

Aus den weißen Blüten entwickeln sich orangerote Kapselfrüchte, welche 2-3 cm groß sind. Bei der Reife öffnen sich die die Früchte teilweise und geben den Blick auf die ein bis drei Samen frei, welche die Pflanze enthält. Die Guarana-Samen sind etwa 1-1,5 cm lang. Meist sind die kahlen Samen schwarz oder dunkelgrün.

Da die aufgesprungene Frucht mit Ihrem Samen stark an ein menschliches Auge erinnert ranken sich vier unterschiedliche Legenden der indigenen Völker um den Ursprung der Guarana-Pflanze.

Ökologie der Guarana-Pflanze

Die Bestäubung der Pflanze erfolgt durch Bienen. Die Pflanze kann sich nicht selbst bestäuben.

Die Samen werden durch größere Vögel ausgebreitet, welche die rote Frucht liebend gern verzehren und die Samen unverdaut ausscheiden. Bereits nach drei Tagen verlieren die Samen Ihre Keimfähigkeit. Zudem überstehen die empfindlichen Samen weder Frost noch Austrocknung. Die Keimdauer kann bis zu 100 Tagen betragen.

Ernte von Guarana

Guarana-Früchte

Bildquelle: Geoff Gallice from Gainesville

Die Bevölkerung der Amazonasregion stellt Guarana noch heute nach einem jahrhundertealten Verfahren her. Das Verfahren wurde über mehrer Generationen überliefert und nie verändert. Der Maues-Sateres-Stamm kennt ein spezielles Verfahren, was das Abernten der Pflanze besonders schonend gestaltet.

Die Erntezeit beginnt, wenn sich die Früchte der Pflanze öffnen und der dunkle Samen sichtbar wird. Die Früchte werden von Hand geerntet und auch die weiteren Verarbeitungsschritte werden nur in Handarbeit vorgenommen. Nach dem Pflücken werden die Früchte zwischen 4 und 7 Tagen in eine Hütte zum fermentieren gelegt. Dies erleichtert die Trennung der Schale von den Samen. Nachdem die Schale entfernt wurde werden die Samen gründlich gewaschen und getrocknet. Die Trocknung der Samen wird in einem großen Tongefäß vorgenommen, welches über einem offenen Feuer steht. Durch ständiges hin und her Bewegen der Frucht verbrennt diese nicht. Die Temperatur erreicht dabei keinen höheren Wert als 40 Grad. So werden die Früchte über einen langen Zeitraum sehr schonend gekocht.

Nach dem „kochen“ der Frucht wird diese noch einige Tage an der Sonne nachgetrocknet. Die Frucht enthält nun kaum mehr Wasser. Im letzten Arbeitsschritt werden die Samen zermahlen, zurück bleibt das reine Guarana Pulver. Wird dies mit Wasser vermischt ergibt es eine breiige Lösung, welche die Indios teilweise pur oder nur leicht mit Honig gesüßt verzehren.

Weiterentwicklungen der Erntemethode

Der größte Teil der Guarana-Produktion wird aus Wildpflückung gewonnen. Wie bereits oben beschrieben ist die Herstellung und das Sammeln der Früchte ein aufwendiges und teures Unterfangen. Der Strauch wird aber immer häufiger auch in Plantagenanlagen angepflanzt, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

Erste Versuche die Pflanze ertragreicher zu machen unternimmt die Firma Coca-Cola. In Brasilien forscht der Softdrinkhersteller an genmanipulierten Guarana-Pflanzen, welche mit dem Einsatz von Pestiziden angebaut werden. Große Erfolge konnte das Unternehmen damit allerdings noch nicht erzielen. Coca-Cola will damit die Herstellungskosten eines Guarana-Softdrinks, welcher vor allem in Südamerika beliebt ist, stark senken.

Die Pflanze Guarana
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